Spirgarten-Treffen'12 mit „Open Government Data“ frischt GDI-Thesen auf und gibt Ausblick auf GEOSummit 2012 - eine Nachlese
Liebe Leserinnen, liebe Leser des geowebforums,
Das Thema "Open Government Data und Geoinformation" (OGD) fand grossen Zuspruch am vergangenen 21. Spirgarten-Treffen vom 29. März 2012. Das gibt auch einen Vorgeschmack für den kommenden [
GEOSummit 2012], wo die Diskussion beispielsweise in den Vortragsblöcken "Innovative GIS-Anwendungen", "Crowdsourcing und Open Source GIS" und "Geodatenangebote" am Donnerstagvormittag fortgeführt werden kann. Nachfolgend einige Gedanken zum Spirgarten-Treffen'12 als Ko-Organisator.
Einiges an OGD ist neu - aber nicht alles! Nicht neu ist z.B. die Berufung aufs Öffentlichkeitsprinzip sowie der Ruf nach offenen Geodaten. Es genügt aber nicht, Geoportale mit Basiskarten und Rasterbildern im Web anzubieten. Es sind auch Webservices gefragt. Der Keynote-Redner Jonathan Raper zeigte eindrücklich, was für innovative Applikationen im Bereich 'Location Based Systems' und Mobility möglich sind, wenn Geo- und Verkehrsdaten frei zugänglich sind. Er verwies auf dutzende mobiler Applikationen, die in England auf der Basis von Webservices (v.a. Sach- und Vektordaten!) der öffentlichen Hand entstanden sind. Jean-Marc Buttliger stellte Statistiken seines Amts vor, die auf eine Vervielfachung der Nutzung von Geodaten hinweisen, seitdem sie im Kanton Basel-Landschaft freigegeben wurden. Der Nutzen entstand demnach v.a. in der Baubranche aber auch verwaltungsintern.
Daraus folgere ich kurz und bündig: Wenn es stimmt, dass 80% der Entscheide einen Raumbezug haben, dann könnten bis zu 80% der Entscheide noch besser werden dank OGD!
Hinter dieser Diskussion steht die grundlegende Frage um die Aufgabenteilung zwischen Staat und Privatsektor bezüglich Daten. Darauf wies auch André Golliez vom Verein Opendata.ch und itopia hin und meinte dazu: "Das wird ein grösserer und längerer Transformationsprozess, da die Verwaltung ihre Rolle als "Daten-Plattform" erst (er)finden muss.". Ungelöst sind auch noch Fragen der Haftung und generell, wie eine offene Datenlizenz genau zu konzipieren sei.
Die Hindernisse auf dem Weg dazu sind vielerlei. Jonathan Raper erwähnte u.a. die Vorbehalte der Behörden, dass die Nutzer die Daten falsch verwenden könnten oder, dass die Nutzer die Daten nicht interessieren könnten. Dann kommt noch die Angst dazu, dass die Nutzer Fehler in den Daten entdecken könnten. Mögliche Antworten dazu finden sich in den publizierten Folien (vgl. [1] unten) und in diesem GIS-Blog [2].
Einen anderen Aspekt von offenen Daten beleuchtete Dominik Angst von der ITV und Leiter der SOGI Fachgruppe GIS-Technologie. Er referierte über die Frage, welche Geodaten aus Crowdsourcing allenfalls in eine GDI zu integrieren wären und wenn ja wie. Für mich stellt sich da wieder die Frage der Aufgabenteilung zwischen Staat und Privaten; diesmal aber sind nicht private Unternehmer gemeint, sondern die "Crowd", d.h. Jedermann/-frau. Ich sehe hier ein grosses Potential zwischen den Extremen der (anteilslosen) Koexistenz und der vollen Integration und denke dabei konkret an Austausch-Mechanismen vom OpenStreetMap-Projekt zu amtlichen Geodaten - und zurück.
Interessant auch der abschliessende Hinweis von Dominik Angst auf die "Thesen zu GDIs", die am Spirgarten-Treffen'10 präsentiert wurden. Tatsächlich sind diese immer noch hochaktuell (vgl. [3]). Sie passen ziemlich genau ins Konzept der "Open Government Data"-Initiative!
Stefan Keller
[1] Alle PDFs vom Spirgarten-Treffen'12 sind publiziert. Dazu gekommen sind die Folien von KOGIS zum Kapitel 2.4 "GeoIG/GeoIV und Werkzeuge". [
Programm und Download...]
[2] Blog "Offene Daten: Was läuft in der Schweiz?" von Ralph Straumann, 2. April 2012, [
Weblink]
[3] "Thesen zu GDIs", Siehe [
interlis.ch] und die aktualisierte originale Seite auf dem [
GISpunkt HSR Wiki].